Nicht so bescheiden! - Commencement an der UPENN
Von Sonntag bis Dienstag fanden die Abschlussfeiern für die Abgänger der University of Pennsylvania des Jahrgangs 2005 statt. Als absoluter Höhepunkt dieser Feierlichkeiten darf wohl das sogenannte Commencement bezeichnet werden, das ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte. Anders als an der Uni Wien, wo in relativ bescheidenem Rahmen einige wenige Magistri/Magistrae bzw. Doctores/Doctorices im großen Festsaal geehrt werden, fand das 249. Commencement hier im größten Stadion des campus, dem Franklin Field statt. Insgesamt wurden Bachelor's, Master's und Doctor's degrees (Titel) an 6000 (!) graduates aus 12 verschiedenen Schools (entspricht unseren Fakultäten) vergeben. Nachdem jeder Student, so meine Beobachtung, durchschnittlich 5 Familienmitglieder mitbringt, ist auch die Stimmung weniger getragen-feierlich, sondern hat eher Volksfestcharakter. Trotzdem gibt es einen traditionellen Ablauf, der aus der Academic Procession (Einzug der Studenten, Alumni und Vertreter des Lehrkörpers), der - symbolischen - Übergabe der Dekrete und der Festrede (Commencement address), heuer von Kofi Annan gehalten, besteht. Das weiß ich übrigens alles aus dem kostenfreien, mir freundlicherweise gleich beim Eingang in die Hand gedrückten, 90 seitigen Programmbüchlein, in dem auch ALLE Graduierten namentlich angeführt sind.
Es ist also ein ziemliches Spektakel: Als erste ziehen die Studenten ein, Bachelors, Masters und Doctors buntgemischt, alle in den typischen Hüten mit Quaste und schwarzen Roben, die für das ungeschulte Auge zwar gleich aussehen, sich - wie ich dem schlauen Heft entnehme - aber im Detail dann doch unterscheiden. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Fakultät erschließt sich dem Kenner aus der Farbe der Kapuze. Anschließend kommen die Alumni, also Abgänger früherer Jahrgänge (der Älteste, wenn ich recht gelesen habe, anno 1938 zwar im Rollstuhl, aber immerhin) und zum Schluss die Dekane, diese jedoch recht farbenfroh, nämlich in den entsprechenden Fakultätsfarben, gewandet. Die ganze Prozession dauert eine gute Stunde und wird von der lokalen Blechblasmusik begleitet.
Danach einleitende Worte (opening proclamation) des Chairman der Trustees der Universität.
Was darf natürlich bei keiner amerikanischen Großveranstaltung fehlen? Ihr ahnt es bereits, das National Anthem - die Nationalhymne.
Anschließend hielt die Präsidentin der UPENN, Dr. Amy Gutman (Na, Andrea, wann wirst Du denn endlich die erste österreichische Rektorin? ;) ) ihre wohl obligatorische Ansprache, die die Wichtigkeit des transkulturellen Zusammenarbeitens und Austausches und des Engagements des Einzelnen in einer globalisierten Welt betont hat und mir, obwohl mit einer guten Portion Eigenlob gewürzt, gut gefallen hat.
In weiterer Folge wurden verschiedene Preise und Ehrungen an Studenten und Lehrer und einige Ehrentitel vergeben, u.a. ein Dr. of Laws h.c. an Kofi Annan und ein Dr. of Music h.c. an den Musiker, Komponisten und Produzenten Quincy Jones.
Danach wurde der Festredner Kofi Annan vorgestellt und durfte dann auch seine etwa halbstündige Ansprache halten. Obwohl nicht ohne Witz, z.B. äußerte er seine Sorge gegen seinen Vorgänger Bono (seines Zeichens Frontman der Popgruppe U2 und Politaktivist, für alle, die ihn nicht kennen) sowieso nicht ankommen zu können, und thematisch durchaus interessant - es ging um die Rolle der Vereinten Nationen, der USA und des Einzelnen im internationalen Friedens- bzw. Demokratisierungsprozess -, war der Vortrag schon ein bisserl kniawach, würd ich mal sagen. Ich hätte mir zumindest einen ironisch-kritischen Verweis auf das amerikanische Meinungsmonopol oder zumindest die schlechte (UNO-Beitrags)Zahlungsmoral erwartet. Allerdings muss man auch einräumen, dass seine Wahl als commencement speaker wegen der Korruptionsaffäre um seinen Sohn bei der UPENN-Studentenschaft ohnehin umstritten war.
Auf die Festrede folgte die wie schon erwähnt symbolische Übergabe der Dekrete. Praktisch läuft das so ab: Die Dekane der jeweiligen Fakultät bitten alle Kandidaten dieser Fakultät aufzustehen und präsentieren sie der Präsidentin. Die sagt dann postwendend ihr rituelles Sprücherl auf: "Aufgrund der mir von den Treuhändern verliehenen Vollmacht übergebe ich die akademischen Titel, für die Ihr von Eurer Fakultät vorgeschlagen worden seid, an Euch, als deren Zeichen ihr nachher eine Urkunde überreicht bekommt." Oder sowas in der Art halt.
Dann gabs noch abschließende Worte von Amy und das gemeinsame Singen der UPENN-Alumni-Hymne "The Red and Blue". Aber das hab ich mir nimmer gegeben, denn darauf folgte der Auszug der Studenten etc., bei dem die Zuseher gebeten wurden, auf ihren Plätzen zu bleiben, und es war eh schon Mittag und ich wollt wieder was arbeiten und nicht nochmal eine Stunde warten.
Es ist also ein ziemliches Spektakel: Als erste ziehen die Studenten ein, Bachelors, Masters und Doctors buntgemischt, alle in den typischen Hüten mit Quaste und schwarzen Roben, die für das ungeschulte Auge zwar gleich aussehen, sich - wie ich dem schlauen Heft entnehme - aber im Detail dann doch unterscheiden. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Fakultät erschließt sich dem Kenner aus der Farbe der Kapuze. Anschließend kommen die Alumni, also Abgänger früherer Jahrgänge (der Älteste, wenn ich recht gelesen habe, anno 1938 zwar im Rollstuhl, aber immerhin) und zum Schluss die Dekane, diese jedoch recht farbenfroh, nämlich in den entsprechenden Fakultätsfarben, gewandet. Die ganze Prozession dauert eine gute Stunde und wird von der lokalen Blechblasmusik begleitet.
Danach einleitende Worte (opening proclamation) des Chairman der Trustees der Universität.
Was darf natürlich bei keiner amerikanischen Großveranstaltung fehlen? Ihr ahnt es bereits, das National Anthem - die Nationalhymne.
Anschließend hielt die Präsidentin der UPENN, Dr. Amy Gutman (Na, Andrea, wann wirst Du denn endlich die erste österreichische Rektorin? ;) ) ihre wohl obligatorische Ansprache, die die Wichtigkeit des transkulturellen Zusammenarbeitens und Austausches und des Engagements des Einzelnen in einer globalisierten Welt betont hat und mir, obwohl mit einer guten Portion Eigenlob gewürzt, gut gefallen hat.
In weiterer Folge wurden verschiedene Preise und Ehrungen an Studenten und Lehrer und einige Ehrentitel vergeben, u.a. ein Dr. of Laws h.c. an Kofi Annan und ein Dr. of Music h.c. an den Musiker, Komponisten und Produzenten Quincy Jones.
Danach wurde der Festredner Kofi Annan vorgestellt und durfte dann auch seine etwa halbstündige Ansprache halten. Obwohl nicht ohne Witz, z.B. äußerte er seine Sorge gegen seinen Vorgänger Bono (seines Zeichens Frontman der Popgruppe U2 und Politaktivist, für alle, die ihn nicht kennen) sowieso nicht ankommen zu können, und thematisch durchaus interessant - es ging um die Rolle der Vereinten Nationen, der USA und des Einzelnen im internationalen Friedens- bzw. Demokratisierungsprozess -, war der Vortrag schon ein bisserl kniawach, würd ich mal sagen. Ich hätte mir zumindest einen ironisch-kritischen Verweis auf das amerikanische Meinungsmonopol oder zumindest die schlechte (UNO-Beitrags)Zahlungsmoral erwartet. Allerdings muss man auch einräumen, dass seine Wahl als commencement speaker wegen der Korruptionsaffäre um seinen Sohn bei der UPENN-Studentenschaft ohnehin umstritten war.
Auf die Festrede folgte die wie schon erwähnt symbolische Übergabe der Dekrete. Praktisch läuft das so ab: Die Dekane der jeweiligen Fakultät bitten alle Kandidaten dieser Fakultät aufzustehen und präsentieren sie der Präsidentin. Die sagt dann postwendend ihr rituelles Sprücherl auf: "Aufgrund der mir von den Treuhändern verliehenen Vollmacht übergebe ich die akademischen Titel, für die Ihr von Eurer Fakultät vorgeschlagen worden seid, an Euch, als deren Zeichen ihr nachher eine Urkunde überreicht bekommt." Oder sowas in der Art halt.
Dann gabs noch abschließende Worte von Amy und das gemeinsame Singen der UPENN-Alumni-Hymne "The Red and Blue". Aber das hab ich mir nimmer gegeben, denn darauf folgte der Auszug der Studenten etc., bei dem die Zuseher gebeten wurden, auf ihren Plätzen zu bleiben, und es war eh schon Mittag und ich wollt wieder was arbeiten und nicht nochmal eine Stunde warten.
Dr.E. - 17. Mai, 17:46
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